Freitag, 4. Februar 2011

Die Legende kehrt zurück


Begegnung von alten und neuen Rallye-Größen in Monte Carlo

MINI steigt im Jahr 2011 mit einer Sport-Version des Countryman in die Rallye-Weltmeisterschaft ein. Schon in den 60er Jahren brachte ein Team legendärer Rallyefahrer die Marke auf die vordersten Plätze, insbesondere bei der Rallye Monte Carlo. Genau 100 Jahre nach der ersten „Monte“ treffen die neuen Werksfahrer von MINI am Original-Schauplatz auf alte Legenden. Ein verheißungsvoller Anknüpfungspunkt für den Start des neuen MINI in die World Rally Championship.


Es ist eine milde Nacht im Januar des Jahres 1966. Doch oberhalb des kleinen Fürstentums am Mittelmeer, in den französischen Seealpen, liegt Schnee, stellenweise sind die Straßen vereist. Drei Mini Cooper S kämpfen sich in waghalsigen Manövern die Serpentinen hinab. Durch die Häuserschluchten der Altstadt dröhnt schon der Motorenlärm bis hinab zum Hafen. Am Quai Albert 1er drängt sich eine aufgeregte Menschenmenge, bildet eine Gasse und fängt an zu jubeln. Der erste Mini Cooper S sprintet heran und durchfährt durch das Ziel der Rallye Monte Carlo, dann der zweite und schließlich auch der dritte.



Rauno Aaltonen, der bereits berühmte und berüchtigte Werksfahrer des Teams der British Motor Company, sein Landsmann Timo Mäkinen und der Ire Paddy Hopkirk waren in den 60er Jahren nur schwer zu schlagen. Die „Monte“ gewannen die Mini-Werks-Teams von 1964 und 1967 gleich dreimal. Der eigentlich vierte und spektakulärste Sieg im Jahr 1966 wurde ihnen jedoch durch eine fragwürdige Disqualifikation aberkannt. Die skandalverdächtige Meldung über nicht zugelassene Glühbirnen aber steigerte die Sympathie für den kleinen Renner erst recht. Bis zum Jahre 2000 wurden über 5,3 Millionen Minis verkauft.



Einige davon sind auch heute Nacht wieder unterwegs, 45 Jahre später. Es ist mild und wolkenlos um 00:15 Uhr am 2. Februar 2011 am Quai Albert 1er in Monte Carlo. Aus den Bergen klingt tiefes Brummen hinab zum Hafen und wird lauter. Rund um das Ziel drängen sich Fotografen und Journalisten, um das eintreffende Teilnehmerfeld der „14. Rallye Monte Carlo Historique“ und seine teils legendären Piloten zu empfangen. Bereits am 26. Januar 2011 starteten die ersten der 322 Teilnehmer in Marrakesch, Barcelona, Warschau, Reims und Glasgow. Darunter finden sich Modelle wie Renault 4, Jaguar E-Type oder DKW F12 - überhaupt anzukommen ist für die meisten der Oldtimer-Piloten schon ein hehres Ziel.



Zuvorderst kommt die Startnummer 5 um die Kurve: ein Mini Cooper S, Baujahr 1969, gesteuert von Rauno Aaltonen, sein Co-Pilot ist der 46jährige Rallye-Sportler Helmut Artacker aus Wien. Unabhängig von der späteren Wertung wird der mittlerweile 73jährige „fliegende Finne“ damit seinem Anspruch gerecht, als erstes Team nach 4101 Kilometer langer Fahrt vom Startpunkt Marrakesch am Ziel in Monte Carlo einzutreffen. Dort werden sie bereits vom ehemaligen Teamkollegen Paddy Hopkirk (77), den zukünftigen Mini-Piloten der WRC, dem Spanier Daniel Sordo (27), dem Briten Chris Meeke (26), sowie dem neuen Mini Cooper S Countryman WRC erwartet. Mit dieser Begegnung knüpfen nicht nur die Fahrer, sondern auch die Marke MINI an die einstigen Rallye-Erfolge an. Denn schon im Laufe dieses Jahres startet MINI mit dem Countryman in der FIA World Rally Championship (WRC). Sie ist die Königsklasse des Rallyesports und damit die beste Plattform, um den nach wie vor legendären Wettbewerbsgeist der Marke unter Beweis zu stellen. So wie John Cooper damals den Ur-Mini des Alec Issigonis in einen Sportwagen verwandelte, entwickelte der Rallye-Spezialist Prodrive seit 2009 auf der Basis des Serienmodells MINI Countryman einen neuen WRC-Herausforderer mit 1,6-Liter Vierzylinder-Di-Turbomotor. In der WRC 2011 startet MINI bei sechs der insgesamt 13 Läufe, um aussagekräftige Erfahrungen zur Fahrzeugoptimierung zu sammeln. Ab 2012 wird das junge Team dann die komplette WM-Saison bestreiten.



„Ich schätze Raunos und Paddys große Leistungen sehr“, sagt der Kris Meeke zu einem Journalisten, als Rauno Aaltonen sich aus dem Wagen schält und auf Paddy Hopkirk zugeht. Flugs sitzt Kris auf dem Fahrersitz des originalgetreu nachgebauten Mini Coopers und schaut sich interessiert, doch skeptisch, das Interieur an. Während das Bild von Rauno und Paddy vor dem Mini Cooper S an vergangene Zeiten erinnert, wird Kris beim Anblick des überwiegend historischen Equipments deutlich, welche Wandlung sich – trotz der Tradition der nach wie vor legendären „Monte“ – im Laufe der Jahrzehnte vollzogen hat. „Damals war die Rallye nicht das, was man heute unter Motorsport versteht,“ erzählt Paddy Hopkirk, „es hatte auch eine Bedeutung für die Herkunftsländer der Teilnehmer.“ Dem Rahmen des 100. Geburtstages der Rallye Monte Carlo angemessen ist dieser Neustart allemal. Denn die Jahrhundert-Geschichte der Rallye ist beispiellos. Starteten am 21. Januar 1911 unter Mitinitiative von Fürst Albert I. rund zwei Dutzend Teilnehmer in Genf, Paris, Boulogne-sur-Mer, Berlin, Wien und Brüssel zu einer touristischen Sternfahrt ins Fürstentum Monaco, entwickelte sich bereits ab 1925 unter der Führung des Automobile Club de Monaco (ACM) der sportliche Charakter. Die diesjährige Rallye Monte Carlo Historique war laut Rauno Aaltonen anspruchsvoll wie damals: „Eine Kurve ist immer noch eine Kurve, und man braucht nach wie vor einen Mann, um das Auto zu steuern“.

Es wird warm in Monte Carlo am 2. Februar 2011 und die Sonne bringt auch die letzten Schneereste auf dem Col de Turini zum Schmelzen. Zufrieden und voller Zuversicht verabschieden sich die alten wie auch die jungen MINI-Piloten und verlassen für heute den symbolträchtigen Ort – und mit einem freudigen Blick auf den vielversprechenden neuen Mini Cooper S Countryman WRC murmelt Chris Meeke: „Jetzt sind wir dran“.

copyright2011Renate Freiling